Für den Schirmherr, den Dortmunder Oberbürgermeister, Ullrich Sierau ist das Fußballturnier der Religionen ein „feines Projekt“. Das sei ein Miteinander der Religionen zum Anfassen, sagt er.
Es war im Jahr der Fußballweltmeisterschaft 2006. Dortmund war WM - Standort und die Stadt vibrierte im Fußballfieber. Der Vorsitzende eines Moscheevereins und ein evangelischer Pfarrer entdeckten die Fußballbegeisterung auf beiden Seiten. Und eine Idee entstand: Wie wäre es, wenn muslimische Imame zum Spaß gegen evangelische Pfarrer spielen würden? Gesagt, getan. Damit das Ganze einen würdigen Rahmen hat, fand das Spiel im Traditionsstadion des BVB, Rote Erde, statt. Und um Verbindung zur WM zu bekommen, wurde Gerd Kolbe, der WM-Beauftragte der Stadt, um die Schirmherrschaft gebeten. In letzter Minute fand man auch für den Schiedsrichter eine hervorragende Lösung: Ein Jude musste es sein!
So entstand 2006 die Idee für das, was heute das Fußballturnier der Religionen ist. Das folgenreiche Gespräch führten Friedrich Stiller und Ogün Arpaci. Die jüdische Seite vertrat von Anfang an Ari Keselman. Mehrere hundert Menschen nehmen Jahr für Jahr an diesem Volksfest des Dialogs als Besucher teil.
Der Trägerkreis
- Evangelischer Kirchenkreis Dortmund (Pfarrer für Gesellschaftliche Verantwortung Friedrich Stiller und Sportpfarrer Ralf Greth)
- DITIB-Moscheegemeisnane Dortmund (Ogün Arpaci, Kadir Bülbül)
- Jüdische Kultusgemeinde Groß-Dortmund (Alexander Krimhand, Jugendclub Emuna, Ari Keselmann, Sportclub MAkkabi)
"Sie sind jetzt Teil der deutschen Geschichte!"
Mit diesen Worten übernahm der Sammlungsleiter des des Deutschen Museums in Bonn Trikots des ersten Turniers. Drei Jahre hatte das Museum gedrängt, die historische Sportkleidung aufnehmen zu dürfen, aber die Veranstalter brauchten sie noch. Jetzt endlich konnte Pfarrer Stiller im Namen des Trägerkreises sie in Bonn abliefern. "Eine tolle Sache", meinte er nach seiner Rückkehr.
Deutsches Museum
Preisgekrönt
Das Fußballspiel der Religionen ist 2013 mit zwei Preisen ausgezeichnet worden. Der Deutsche Fußballbund hat das Interreligiöse Turnier und die Stadt mit seinem Bundes-Integrationspreis bedacht. „Fußball vereint, Fußball verbindet“ so DFB-Präsident Wolfgang Niersbach bei der Preisverleihung im März. Pfarrer Greth vertrat den Trägerkreis neben dem Oberbürgermeister bei der Siegerehrung.
Info zur Siegerehrung auf www.dortmund.de
Damit nicht genug. Einen weiteren Preis übergab im Hoeschpark der Vorstandsvorsitzende der Pax-Bank Köln, Dr. Christoph Berndorff. Die Bank würdigte damit das besondere Engagement des Veranstalterkreises. „Fußball unterstützt den Teamgedanken, setzt auf Fairplay im Wettkampf und fördert damit die Auseinandersetzung im Dialog, erklärte Berndorff.
Ein interreligiöses Volksfest
Im Blick auf das Rahmenprogramm meinte OB Sierau: „Im Laufe der Zeit ist aus dem Fußballspiel ein richtiges Sommerfest der Religionen geworden. Dafür bin ich den Organisatoren dankbar“.
Da ist etwas dran: Am Anfang gab es nur einen Kasten Sprudel für die Spieler. Heute gibt es ein umfangreiches Programm neben dem Fussball. Vorneweg findet ein Kinder- und Jugendturnier statt und ein sportliches Kräftemessen muslimischer, jüdischer und christlicher Herren. Auf der Bühne unterhält ein ausgebautes Begleitprogramm mit Musik und Tanz. Spiel - und Sportangeboten für alle Altersgruppen sind für Familien wichtig. Und zu einem feinen Speiseangebot muslimisch-türkischer Richtung lädt der Moscheeverein Hörde.
Pavillon der Religionen
Im Mittelpunkt des Ganzen steht aber bis heute die interreligiöse Begegnung von Mensch zu Mensch. Darum lautet das Motto: Anstoß zum Dialog. Die spirituelle Mitte der Veranstaltung markiert die Dortmunder Selbstverpflichtung. Sie geht auf den Dortmunder Dialogkreises der Abrahamsreligionen zurück und wird seit vielen Jahren bei seinen Dialogveranstalungen mit den Teilnehmenden gesprochen. Seit 2007 hat auch der Trägerkreis des FdR diesen besonderen Brauch übernommen. Zu Spielbeginn stellen sich die Theologen in gemischter Reihe auf und sprechen zusammen die Selbstverpflichtung:"Wir wollen einander mit Respekt begegnen. Wir wollen die gegenseitigen Vorurteile im Gespräch abbauen…. "
Zusätzlich gibt es seit 2008 einen Pavillon der Religionen, in dem Juden, Christen und Muslime ihre Religionen vorstellen. Es gibt eine Ausstellung über die Religionsgemeisnchacften in Dortmund und für Jugendliche eine Ralley zu, Dialog mit tollen Preisen. Dass es hier wirklich um ein interreligiöses Projekt geht, merkte man übrigens an den Problemen, einen Termin zu finden. Samstag wäre für Muslime und Christen ein guter Tag, aber da ist für die Juden Sabbat. Sonntagvormittag wäre für Muslime und Juden ideal, aber da ist Gottesdienstzeitpunkt. Und welcher Monat es wird, hängt wesentlich davon ab, wann in dem Jahr der Ramadan stattfindet.
Medien und Preise
Bei der ersten Veranstaltung 2006 merkten die Veranstalter, dass an der lustigen Idee mehr dran sein musste, also sie 50 Zuschauer begrüßen konnte- aber 70 Vertreter der Medien: Untern ihnen 7 TV - Stationen. Noch am Abend gab es einen Bericht im "heute journal". Radiostationen bis nach Brandenburg führten Interviews. Und die Printmedien kamen nicht nur aus Deutschland, sondern aus Italien und England. Die Deutsche Welle berichtete sogar bis nach Japan von dem Ereignis. Auch Fußball-Fachzeitschriften wie der Reviersport haben inzwischen berichtet.
Nach und nach gab es auch andere Anerkennung
- 2007 übernahm der Oberbürgermeister bzw. vertretend die Bürgermeisterin die Schirmherrschaft
- 2008 bat das Deutsche Historischen Museums in Bonn um 2 Trikots aus dem ersten Spiel für die nationale Sammlung Migration.
- 2009 Anerkennungsurkunde des DFB - Julius-Hirsch - Preises
- 2012 DFB Integrationspreis national gem. mit Stadt Dortmund und zwei weiteren Integrationsprojekten.
- 2012 Integrationspreis der PAX-Bank, Köln und der George-Anawati-Stiftung Bochum
Bericht: Friedrich Stiller, 2016