Fußballturnier der Religionen

Fußball für Dialog, Verständnis und Gemeinsamkeit

Makkabi Dortmund gewann das 17. Fußballturnier der Religionen

Mit 5:0 siegte im Ehrenspiel des Fußballturniers der Religionen im Hoeschpark die jüdische Mannschaft Makkabi gegen den 1. FC Dialog, eine Mannschaft aus Imamen, einem Rabbiner und evangelischen Pfarrern. Bereits in der ersten Hälfte stand es 2:0. Obwohl Makkabi schon im Turnier am Nachmittag sechs Spiele je zehn Minuten bestritten hatte und das Turnier auch gewann, legte sie in den zweiten zehn Minuten gegen den 1. FC Dialog noch drei Tore nach.

Der 1. FC Dialog trug es mit Fassung, denn das Turnier von acht Teams aus Christentum, Judentum und Islam stand unter dem Motto: „Fußball verbindet! Über alle Grenzen von Religionen und Kulturen hinweg, geht es um Respekt, Fairness und Toleranz“. Für den Trägerkreis des Fußballturniers der Religionen Dortmund ist das Turnier „ein klares Zeichen gegen Antisemitismus und Islamangst“. Es ist deutschlandweit einmalig. Der Deutsche Fußballbund (DFB) und die Pax Bank Köln haben es deshalb ausgezeichnet. Oberbürgermeister Thomas Westphal ist der Schirmherr.

Bilder vom 17. Fußballturnier der Religionen

Seit mehr als 10 Jahren Fußballturnier der Religionen

Für den Schirmherr, den Dortmunder Oberbürgermeister, Ullrich Sierau ist das Fußballturnier der Religionen ein „feines Projekt“. Das sei ein Miteinander der Religionen zum Anfassen, sagt er.

Es war im Jahr der Fußballweltmeisterschaft 2006. Dortmund war WM - Standort und die Stadt vibrierte im Fußballfieber. Der Vorsitzende eines Moscheevereins und ein evangelischer Pfarrer entdeckten die Fußballbegeisterung auf beiden Seiten. Und eine Idee entstand: Wie wäre es, wenn muslimische Imame zum Spaß gegen evangelische Pfarrer spielen würden? Gesagt, getan. Damit das Ganze einen würdigen Rahmen hat, fand das Spiel im Traditionsstadion des BVB, Rote Erde, statt. Und um Verbindung zur WM zu bekommen, wurde Gerd Kolbe, der WM-Beauftragte der Stadt, um die Schirmherrschaft gebeten. In letzter Minute fand man auch für den Schiedsrichter eine hervorragende Lösung: Ein Jude musste es sein!

So entstand 2006 die Idee für das, was heute das Fußballturnier der Religionen ist. Das folgenreiche Gespräch führten Friedrich Stiller und Ogün Arpaci.  Die jüdische Seite vertrat von Anfang an Ari Keselman. Mehrere hundert Menschen nehmen Jahr für Jahr an diesem Volksfest des Dialogs als Besucher teil.

Der Trägerkreis

  • Evangelischer Kirchenkreis Dortmund (Pfarrer für Gesellschaftliche Verantwortung Friedrich Stiller und Sportpfarrer Ralf Greth)
  • DITIB-Moscheegemeisnane Dortmund (Ogün Arpaci, Kadir Bülbül)
  • Jüdische Kultusgemeinde Groß-Dortmund (Alexander Krimhand, Jugendclub Emuna, Ari Keselmann, Sportclub MAkkabi)

"Sie sind jetzt Teil der deutschen Geschichte!"

Mit diesen Worten übernahm der Sammlungsleiter des des Deutschen Museums in Bonn Trikots des ersten Turniers. Drei Jahre hatte das Museum gedrängt, die historische Sportkleidung aufnehmen zu dürfen, aber die Veranstalter brauchten sie noch. Jetzt endlich konnte Pfarrer Stiller im Namen des Trägerkreises sie in Bonn abliefern. "Eine tolle Sache", meinte er nach seiner Rückkehr.

Deutsches Museum

Preisgekrönt

Das Fußballspiel der Religionen ist 2013 mit zwei Preisen ausgezeichnet worden. Der Deutsche Fußballbund hat das Interreligiöse Turnier und die Stadt mit seinem Bundes-Integrationspreis bedacht. „Fußball vereint, Fußball verbindet“ so DFB-Präsident Wolfgang Niersbach bei der Preisverleihung im März. Pfarrer Greth vertrat den Trägerkreis neben dem Oberbürgermeister bei der Siegerehrung.

Info zur Siegerehrung auf www.dortmund.de 

Damit nicht genug. Einen weiteren Preis übergab im Hoeschpark der Vorstandsvorsitzende der Pax-Bank Köln, Dr. Christoph Berndorff. Die Bank würdigte damit das besondere Engagement des Veranstalterkreises. „Fußball unterstützt den Teamgedanken, setzt auf Fairplay im Wettkampf und fördert damit die Auseinandersetzung im Dialog, erklärte Berndorff.

Ein interreligiöses Volksfest

Im Blick auf das Rahmenprogramm meinte OB Sierau: „Im Laufe der Zeit ist aus dem Fußballspiel ein richtiges Sommerfest der Religionen geworden. Dafür bin ich den Organisatoren dankbar“.

Da ist etwas dran: Am Anfang gab es nur einen Kasten Sprudel für die Spieler. Heute gibt es ein umfangreiches Programm neben dem Fussball. Vorneweg findet ein Kinder- und Jugendturnier statt und ein sportliches Kräftemessen muslimischer, jüdischer und christlicher Herren. Auf der Bühne unterhält ein ausgebautes Begleitprogramm mit Musik und Tanz. Spiel - und Sportangeboten für alle Altersgruppen sind für Familien wichtig. Und zu einem feinen Speiseangebot muslimisch-türkischer Richtung lädt der Moscheeverein Hörde.

Pavillon der Religionen

Im Mittelpunkt des Ganzen steht aber bis heute die interreligiöse Begegnung von Mensch zu Mensch. Darum lautet das Motto: Anstoß zum Dialog. Die spirituelle Mitte der Veranstaltung markiert die Dortmunder Selbstverpflichtung. Sie geht auf den Dortmunder Dialogkreises der Abrahamsreligionen zurück und wird seit vielen Jahren bei seinen Dialogveranstalungen mit den Teilnehmenden gesprochen. Seit 2007 hat auch der Trägerkreis des FdR diesen besonderen Brauch übernommen. Zu Spielbeginn stellen sich die Theologen in gemischter Reihe auf und sprechen zusammen die Selbstverpflichtung:"Wir wollen einander mit Respekt begegnen. Wir wollen die gegenseitigen Vorurteile im Gespräch abbauen…. "

Zusätzlich gibt es seit 2008 einen Pavillon der Religionen, in dem Juden, Christen und Muslime ihre Religionen vorstellen. Es gibt eine Ausstellung über die Religionsgemeisnchacften in Dortmund und für Jugendliche eine Ralley zu, Dialog mit tollen Preisen.   Dass es hier wirklich um ein interreligiöses Projekt geht,  merkte man übrigens an den Problemen, einen Termin zu finden. Samstag wäre für Muslime und Christen ein guter Tag, aber da ist für die Juden Sabbat. Sonntagvormittag wäre für Muslime und Juden ideal, aber da ist  Gottesdienstzeitpunkt. Und welcher Monat es wird, hängt wesentlich davon ab,  wann in dem Jahr der Ramadan stattfindet.

Medien und Preise

Bei der ersten Veranstaltung 2006 merkten die Veranstalter, dass an der lustigen Idee mehr dran sein musste, also sie 50 Zuschauer begrüßen konnte- aber 70 Vertreter der Medien: Untern ihnen 7 TV - Stationen. Noch am Abend gab es einen Bericht im "heute journal". Radiostationen bis nach Brandenburg führten Interviews. Und die Printmedien kamen nicht nur aus Deutschland, sondern aus Italien und England. Die Deutsche Welle berichtete sogar bis nach Japan von dem Ereignis. Auch Fußball-Fachzeitschriften wie der Reviersport haben inzwischen berichtet.

Nach und nach gab es auch andere Anerkennung

  • 2007 übernahm der Oberbürgermeister bzw. vertretend die Bürgermeisterin die Schirmherrschaft
  • 2008 bat das Deutsche Historischen Museums in Bonn um 2 Trikots aus dem ersten Spiel für die nationale Sammlung Migration.
  • 2009 Anerkennungsurkunde des DFB - Julius-Hirsch - Preises
  • 2012 DFB Integrationspreis national gem. mit Stadt Dortmund und zwei weiteren Integrationsprojekten.
  • 2012 Integrationspreis der PAX-Bank, Köln und der George-Anawati-Stiftung Bochum

Bericht: Friedrich Stiller, 2016

2015 - Zehn Jahre Fussballturnier der Religionen

Zum Jubiläum war der spektakulärer Fahnenlauf der Nationen der Höhepunkt

Das zehnte Fußballspiel der Religionen gewannen die Imame mit 4:2. Das Ergebnis des Jubiläumsspiels im Hoeschpark am ersten Septemberwochenende glich die Bilanz aller zehn Spiele aus. Zwischen Pfarrern und Imamen steht es jetzt 5:5.

Zum Jubiläum gab es etwas Besonderes: Einen „Fahnenlauf der Nationen“. Menschen aus 189 Nationen leben in Dortmund. Darum wurden die bunten Fahnen all dieser hier vertretenen Nationen als deutliches Symbol der Toleranz und Weltoffenheit aufs Fußballfeld getragen und geschwenkt. Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern, Vertreter der BVB-Fanabteilung und Besucher des Turniers unterstützen die Veranstalter dabei. „Dass sich so viele Menschen engagieren, ist für uns eine Ermutigung“, meinte Pfarrer Friedrich Stiller.

Für den Schirmherrn des Fußballspiels der Religionen, Oberbürgermeister Ullrich Sierau eine willkommene Unterstützung der Kampagne „Wir alle sind Dortmund" Diese hat die Stadt mit dne Religionsgemeinschaften 2015 neu gestartet. "Die Kooperation der Religionen in Dortmund funktioniert wegen solcher Projekte wie diesem Fußballturnier!"meinte Sierau. 

Ein richtig gutes Spiel

Die Kommentatoren des Spiels Pfarrer gegen Imame, Gerd Kolbe und Stefan Hoffmann, Moderator bei Radio 91.2, beobachteten beim 4:2 eines der „besten Spiele der letzten Jahre". In den ersten 25 Minuten hatten die Imame das Spiel im Griff. Der Torwart der Pfarrer, Thomas Weber aus Gevelsberg, hielt lange das 0:0. Die Moderatoren vermuteten einen Zusammenhang mit seinem Auftrag als „Olympia-Pfarrer“. „Bei dem nassen Geläuf“, so kommentierten sie, „geht es nur über Kraft und nicht die hohe Fußballtechnik.“ Erst kurz vor Schluss der 1. Halbzeit erzielten die Imame das 1:0.

Die zweite Halbzeit war ausgeglichener. „Die Pfarrer haben jetzt mehr vom Spiel“, erkannten die Beobachter am Spielfeldrand. In einer Drangphase der Pfarrer gelang den Imamen jedoch das 2:0. Die Pfarrer gaben nicht auf und erzielten im Gegenzug das 2:1. Torschütze war Valens Karangwa aus Ruanda, ökumenischer Mitarbeiter der Evangelischen Kirchengemeinde Schüren. Nun sahen Kolbe und Hoffmann eine „Schlussoffensive der Pfarrer“. In der aber wieder die Imame das Tor zum 3:1 erzielten. Kurz vor Schluss der Partie erhöhten die Pfarrer noch einmal den Druck und Valens Karangwa erzielte das 3:2. Er hatte auch das 3:3 auf dem Fuß. Ein Abwehrspieler der Imame warf sich in den Schuss. Pfarrer André Graf traf das Aluminium. Unbeeindruckt antworteten die Imame mit dem 4:2 in der letzten Spielminute.

Flüchtlinge gewinnen Herrenturnier

Der Nachmittag startete mit einem Herrenturnier. Der Jüdische Sportclub Makkabi, eine muslimische Mannschaft, ein Team der Fanabteilung des BVB und ein Team aus Flüchtlingen aus der Unterkunft am Ostpark spielten gegeneinander. Überzeugender Gewinner war die Flüchtlingsmannschaft. Sie gewann ihre zwei Spiele mit insgesamt 11:2 Toren. Das Team der Fanabteilung des BVB knüpfte vor einem halben Jahr Kontakte in die Einrichtung auf der Suche nach einem Trainings- und Spielpartner. „Schnell waren genügend Mitspieler gefunden“, berichtet Torsten Schild, Leiter der Fan- und Förderabteilung des BVB.

Familienfest in der Nordstadt

Die Veranstaltung hat inzwischen bundesweit Anerkennung gefunden: Der DFB hat die Veranstaltung mit dem Integrationspreis ausgezeichnet. Längst ist das Turnier ein großes Familienfest geworden. Es gab Spiel- und Aktionsstände und eine Aufführung der Tanzgruppe „Harimon“ aus der Jüdischen Kultusgemeinde. Der Luther-Kindergarten bot Kinderschminken an, das „mondo mio! Kindermuseum“ Basteln für Schulkinder und das Jüdische Jugendzentrum Emuna Spiele für Jugendliche. Das BVB-Fanprojekt und der Christliche BVB-Fanclub „Totale Offensive“ aus der Nordstadt nahmen teil. Die DITIB-Moscheegemeinde kümmert sich ums Kulinarische.

Dortmunder Selbstverpflichtung vor dem Spiel

Wichtig ist den Veranstaltern - Evangelische Kirche, DITIB-Moscheen und Jüdische Gemeinde - die Verlesung der Dortmunder Selbstverpflichtung. Sie handelt von gegenseitigem Respekt, Akzeptanz und dem Abbau von Vorurteilen zwischen den verschiedenen Religionen. „Wir setzen damit zusammen ein fröhliches Zeichen für Toleranz und ein friedliches Miteinander“, so die Veranstalter. Sie wird vor jedem Spiel von Vertretern der Religionsgemeinschaften verlesen.

Die Dortmunder Selbstverpflichtung

Die Dortmunder Selbstverpflichtung geht auf den Dortmunder Dialogkreises der Abrahamsreligionen zurück und wird seit vielen Jahren seinen Dialogveranstalungen mit den Teilnehmenden gesprochen. Seit 2007 hat auch der Trägerkreis des FdR diesen besonderen Brauch übernommen und markiert so die spirituelle Mitte der Veranstaltung.

  • Wir wollen einander mit Respekt begegnen.

  • Wir wollen die gegenseitigen Vorurteile im Gespräch abbauen.

  • Wir wollen einander besser kennen lernen.

  • Wir wollen den Glauben des anderen respektieren.

  • Wir wollen einmal jährlich gemeinsam feiern.

  • Wir bitten gemeinsam um Geduld, wenn wir auf dem Weg zueinander nur langsam vorankommen.